Norbert Wiener und der Aufstieg der Kybernetik
Im Jahr 1913 kam ein junger Mathematik-Schützling mit einem Stipendium aus den USA nach Cambridge. Norbert Wiener fand sich bald in einer kleinen Gruppe wieder, die von Bertrand Russell und David Hilbert eng betreut wurden. Russell unterrichtete Wiener in Logik und Philosophie, Hilbert brachte ihm Differentialgleichungen bei. Im Gespräch mit Russell sagte Wiener: „Als ich nach England kam, um bei Bertrand Russell zu studieren, erfuhr ich, dass ich fast jedes Thema von wahrer philosophischer Bedeutung verpasst hatte”. Er nannte Hilbert „das eine wirklich universelle Genie der Mathematik”.
Sein ganzes Leben lang war Wiener von der Obsession besessen, Russells logisches geschlossenes System auf praktische Weise auszudrücken.
Trotz der Tatsache, dass Kurt Gödel, ein junges Leibnizianisches Genie, mit seiner brillanten Demonstration von 1931 deutlich machte, dass kein logisches System aufgrund der selbstreflexiven Natur aller existierenden Systeme jemals wirklich mit sich selbst konsistent sein könne und damit Russells Principia- Programm einen großen Strich durch die Rechnung machte, trieb Russell das Projekt mit voller Kraft voran und Wiener war Russells führender Apostel.
Andere Wissenschaftler entwickelten Russells Theorien zum maschinellen Lernen weiter, unter anderem Alan Turing, Oskar Morgenstern, Claude Shannon und John von Neumann. Obwohl jeder Mathematiker seine eigene besondere Innovation zu bieten hatte, einte sie alle der unerschütterliche Glauben, der menschliche Geist sei eine Mischung aus bestialischen Impulsen, die von der Maschinenlogik eines geschlossenen Systems geleitet werden, und sonst nichts. In einem Computer ist das Ganze nur die Summe der Teile, und so muss es auch in allen Informationssystemen sein, einschließlich menschlicher Gehirne, Ökosysteme und des Universums als Ganzes. „Metaphysische” Prinzipien wie Seele, Zweck, Gott, Gerechtigkeit und freier Wille hatten keinen Platz in den Köpfen dieser menschlichen Rechenmaschinen.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs führten Wieners Arbeiten über Rückkopplungsschleifen in der Luftfahrt und im Radar dazu, dass der Mathematiker eine neue Sprache für die Steuerung komplexer menschlicher Systeme entwickelte. Bald entdeckte er, dass sie in der Wirtschaft, beim Militär und in ganzen Nationen Anwendung fand. Dieses neue Werkzeug der Steuerung nannte er „Kybernetik”. Wiener beschrieb seine Erfindung mit den Worten:
„Kybernetik, die ich von dem griechischen Wort Kubernetes oder Steuermann abgeleitet habe, demselben griechischen Wort, von dem wir schließlich unser Wort Gouverneur ableiten.”
Indem er sich auf binäre Computermaschinen mit geschlossenem System als Modell für den menschlichen Geist stützte, forderte Wiener, dass metaphysische Konzepte keine Existenz jenseits der rein physikalischen, messbaren elektrochemischen Eigenschaften des Gehirns haben sollten. Bei der Beschreibung dieses Computer-Geist-Analogons erklärte Wiener:
„Es wurde uns klar, dass die ultraschnelle Rechenmaschine, die von aufeinander folgenden Schaltvorrichtungen abhängt, ein fast ideales Modell der Probleme darstellen muss, die im Nervensystem auftreten” und dass „das Problem der Interpretation der Natur und der Arten des Gedächtnisses im Tier seine Parallele in dem Problem der Konstruktion künstlicher Gedächtnisse für die Maschine hat.”
Kybernetik für die Global Governance
Zudem sagte Wiener die Unvermeidlichkeit von Systemen globaler Informationskontrolle (und damit totaler politischer Kontrolle durch eine gottähnliche Regierungsklasse) sowie künstlicher Intelligenz vorher, indem er schrieb:
„Wo das Wort eines Menschen hingeht und wo seine Wahrnehmungsfähigkeit hingeht, bis zu diesem Punkt wird seine Kontrolle und in gewissem Sinne seine physische Existenz ausgedehnt. Die ganze Welt zu sehen und ihr Befehle zu erteilen, ist fast dasselbe, wie überall zu sein.”
Der Schlüssel zum Verständnis, weshalb die Kybernetik eine solche Anziehungskraft auf eine wissenschaftliche Diktatur hat, die nach totaler Allwissenheit und Allmacht strebt, ist der folgende: Im Rahmen eines großen Bootes braucht nur der Steuermann eine Vorstellung vom Ganzen zu haben. Alle anderen brauchen nur ihre lokale, kleinteilige Rolle zu verstehen.
Mit der Anwendung der Kybernetik auf die Organisation von Wirtschaftssystemen, wie sie Sir Alexander King von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorangetrieben hat und die Regierungen des Transatlantiks sie in den 1960er und 1970er Jahren angewandt hatten, entstanden riesige komplexe Bürokratien mit nur kleinen Knotenpunkten von „Steuermännern”, die in den neu entstehenden tiefen Staatskomplex eingebettet waren und Zugang zu einer Vision des Ganzen hatten. Dies war das perfekte Betriebssystem für eine supranationale Technokratie, um die Hebel der Neuen Weltordnung zu bedienen.
Einer der enthusiastischsten Praktiker dieses neuen Systems war der kanadische Premierminister Pierre Elliot Trudeau: Er gestaltete zwischen 1968 und 1972 eine gewaltige kybernetische Revolution der kanadischen Regierung unter der Kontrolle des Privy Council Office. Während einer Konferenz über Kybernetik im November 1969 sagte Trudeau:
„Wir sind uns bewusst, dass die vielen Techniken der Kybernetik, indem sie die Kontrollfunktion und die Manipulation von Informationen umwandeln, unsere gesamte Gesellschaft umgestalten werden. Mit diesem Wissen sind wir hellwach, aufmerksam und handlungsfähig; wir sind nicht länger blinde, träge Mächte des Schicksals.”
Trudeau arbeitete eng mit Sir Alexander King bei der Gründung des Club of Rome zusammen, einer neuen Organisation, die von 1968 bis heute die Weltordnungspolitik tiefgehend beeinflusste. Trudeau war ein eifriger Unterstützer dieses Club, der in den frühen 1970er Jahren zu einem Zentrum des neo- malthusianischen Erneuerungsprozesses wurde. Trudeau war sogar Vorsitzender des kanadischen Club of Rome und stellte Geld zur Verfügung, um dessen MIT-Studie „Grenzen des Wachstums” zu finanzieren, die zu einer Bibel für die Umweltbewegung wurde.
Mit dem Computermodell, das 1972 im Buch „Grenzen des Wachstums” berühmt wurde, setzte Alexander King eine neue Spaltung zwischen dem Wunsch der Menschheit, sich zu entwickeln, und dem vermeintlichen Wunsch der Natur, im mathematischen Gleichgewicht zu ruhen, durch.
Im Gegensatz zu Russell, der alle Fälle von Anti-Entropie leugnete, verneinte Wiener nicht die Existenz isolierter Inseln begrenzter Anti-Entropie im Fall der Biologie und menschlicher Systeme. Doch genau wie Russell glaubte Wiener, dass die Kybernetik und die Informationstheorie ganz von der Entropie geprägt seien, indem er sagte:
„Der Begriff der Informationsmenge fügt sich ganz natürlich in einen klassischen Begriff der statistischen Mechanik ein: den der Entropie.” (d.h.: der zweite Hauptsatz der Thermodynamik)
In Wieners Vorstellung war das Universum ein zerfallender, endlicher Ort, geprägt vom Tod. Die begrenzten rein zufällig in beliebigen Abschnitten von „Raum” und „Zeit” auftretenden Zustände anti-entropischen Lebens würden unweigerlich zerstört. 1954 sagte er:
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass das ganze Universum um uns herum den Hitzetod sterben wird, in dem die Welt auf ein einziges riesiges Temperaturgleichgewicht reduziert werden wird, in dem nichts wirklich Neues mehr geschieht. Es wird nichts mehr übrig sein als eine triste Gleichförmigkeit.”
Die Macy-Konferenzen zur Kybernetik
Von 1943 bis 1953 wurden Wieners Kybernetik und seine informationstheoretischen Grundlagen zum Sammelpunkt für eine neue wissenschaftliche Priesterschaft führender Denker aller Wissenszweige in demselben Bemühen, wie zuvor unter dem Steuermann des 19. Jahrhunderts Thomas Huxley und seinem Royal Society X Club .
Diese Konferenzen wurden von der Josiah Macy Foundation finanziert, die General Marlborough Churchill 1930 mit dem primären Ziel gegründet hatte, Gelder in die Eugenikforschung sowohl in den USA als auch in Deutschland zusammen mit ihrer Schwesterorganisation, der Rockefeller Foundation zu kanalisieren. Diese Organisation finanzierte den führenden Nazi-Eugeniker Ernst Rüdin von 1928 an über die gesamten 1930er Jahre und förderte zudem die Forschung der britischen und amerikanischen Eugenik- Gesellschaften.
Wie Anton Chaitkin in seinem Buch „British Psychiatry from Eugenics to Assassination” (Die Britische Psychiatrie von der Eugenik bis zum Mord) darlegt, hatte der Gründer und Kontrolleur der Macy Foundation, General Marlborough, von 1919 bis zu ihrer Auflösung 1929 die „Schwarze Kammer” des militärischen Geheimdienstes geleitet. Die „Schwarze Kammer” arbeitete eng mit dem britischen Geheimdienst zusammen und diente als Vorläufer der National Security Agency (NSA).
Um die Ausbreitung des amerikanischen Systems der politischen Ökonomie und eines internationalen New Deal, den der antiimperiale Präsident Franklin D. Roosevelt in Gang gesetzt hatte, zu verhindern, trafen sich ab 1945 halbjährlich die Macy Conferences on Cybernetics. Daran nahmen mit Tavistock verbundene Psychiater , Biologen, Neurologen, Computeringenieure, Soziologen, Ökonomen, Mathematiker und sogar Theologen teil. Wiener beschrieb diese Konferenzen, die den Verlauf der nächsten 75 Jahre prägten, mit den Worten:
„Für die menschliche Organisation suchten wir die Hilfe der Anthropologen Doktoren [Gregory] Bateson und Margaret Mead, während Dr. [Oskar] Morgenstern vom Institute of Advanced Study unser Berater auf dem bedeutenden Gebiet der sozialen Organisation war, die zur ökonomischen Theorie gehört...Dr. [Kurt] Lewin vertrat die neueren Arbeiten über die Meinungsstichproben und die Praxis der Meinungsbildung.”
Social Engineering treibt die Nachkriegsordnung an
Einer der führenden Controller des MK-Ultra-Programms der CIA , das von 1952 bis 1973 als milliardenschwere verdeckte Operation lief, war Dr. Bateson. Das Programm sollte die Auswirkungen der Zerstörung von Individuen und Gruppen durch eine Mischung aus Elektroschocktherapie, Folter und Drogen untersuchen. Oskar Morgenstern war der Erfinder der „Spieltheorie”, die sowohl bei der militärischen Planung des Vietnamkrieges als auch bei Wirtschaftssystemen für die nächsten 70 Jahre eine dominierende Rolle spielte. Dr. Kurt Lewin war ein führender Psychiater der Londoner Tavistock-Klinik und Mitglied der Frankfurter Schule, die in der Zeit des Kalten Krieges ein konzertiertes Programm zur Beseitigung der Krankheit des nationalen Patriotismus, des Glaubens an die Wahrheit und der Familienliebe organisierte.
Ein prominentes Konferenzmitglied und Planer dieser Operation war Sir Julian Huxley – ein führender Eugeniker und imperialer Großstratege, der eng mit Bertrand Russell, dem Vorsitzenden der Fabian Society, zusammenarbeitete. Huxley teilte 1953 den frommen Glauben von Russell und Wiener an die universelle Entropie:
„Nirgendwo in seiner ganzen Fülle ist eine Spur von Zweckbestimmung oder auch nur von zukünftiger Bedeutung nachzuweisen. Es wird von dahinter liegenden, stumpfen physikalischen Kräften angetrieben, einem gigantischem Jazztanz der Teilchen und Strahlungen, in welchem wir die allgemeine Tendenz die wir entdecken konnten, im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zusammengefasste finden – Eine Tendenz zur Verschlechterung.“
Als er anfing, sein Konzept des „Transhumanismus“ zu formulieren und während er die Macy Kybernetik-Konferenzen organisierte, fand Julian die Zeit, 1946 die United Nations Education Science and Cultural Organization (UNESCO) zu gründen und ihr Gründungsmanifest zu entwerfen. Seine entropische Sicht auf Biologie und Physik drückte sich klar in seiner bis ins Knochenmark erschütternden politischen Ansichten aus, in denen er schreibt:
„Die Moral der UNESCO ist klar. Die ihr gestellte Aufgabe, Frieden und Sicherheit zu fördern, kann mit den ihr zugewiesenen Mitteln – Bildung, Wissenschaft und Kultur – nie ganz verwirklicht werden. Sie muss eine Form der weltpolitischen Einheit, sei es durch eine einzige Weltregierung oder auf andere Weise, als einziges sicheres Mittel zur Vermeidung von Kriegen ins Auge fassen … der Übertragung der vollen Souveränität von einzelnen Nationen auf eine Weltorganisation.“In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation - die selbst von einem Tavistock-Psychiater namens G. Brock Chisholm gegründet und vollständig von der Macy Foundation finanziert wurde, organisierte Huxley die Gründung der World Federation of Mental Health (WFMH), die von der Bank of England durch Norman Montagu beaufsichtigt wurde und von dem Leiter der Londoner Tavistock-Klinik, Generalmajor John Rawlings Rees, den Montagu direkt ernannte, geführt wurde.
Laut Chaitkin gehörten zu den ersten Projekten, die die WFMH und die Macy Foundation gemeinsam organisierten, die „Konferenzen über Probleme der Gesundheit und der menschlichen Beziehungen in Deutschland” in den Jahren 1949 bis 1950. Diese sorgten dafür, dass die These der autoritären Persönlichkeit der Frankfurter Schule in die Köpfe aller deutschen Kinder gebohrt wurde. Ziel war es, die deutsche Bevölkerung davon zu überzeugen, dass die ganze Schuld an Hitlers Aufstieg zur Macht nicht in internationalen Verschwörungen oder Manipulationen der City of London/Wall Street zu finden war... sondern vielmehr in der „autoritären psychologisch-genetischen” Disposition der deutschen Bevölkerung selbst. Dieses Programm wurde von Tavistock-Direktor Kurt Lewin überwacht , der zu dieser Zeit eine führende Figur der Frankfurter Schule und Erfinder einer neuen Gehirnwäsche-Technik namens „Sensitivity Training” war. Diese stützte sich stark auf die Verwendung von Schuldkomplexen und Gruppendruck, um den Willen einer Zielgruppe entweder in einem Klassenzimmer oder am Arbeitsplatz zu brechen und alle originellen Denker im Gruppendenken zu absorbieren. Lewins Arbeit mit der WFMH und Tavistock wurde auch zur Grundlage für die heutigen Doktrinen der Kritischen Theorie, die den gesamten Bereich der westlichen Zivilisation zu untergraben drohen.
In dem Maße, in dem Individuen für sich selbst denken und innerlich von Faktoren der kreativen Vernunft und des Gewissens geleitet werden, verhalten sich die Denksysteme der Gruppen nicht mehr nach statistisch vorhersehbaren Regeln der Entropie und des Gleichgewichts, die kontrollsüchtige Oligarchen und Technokraten fordern. Indem man diesen Faktor der „Unvorhersehbarkeit” mit dem Argument auslöschte, dass alle Führer, die sich zur Wahrheit bekennen, einfach „autoritäre Persönlichkeiten” und „neue Hitler-Typen” sind, wurde die Tugend des Mobs über die Tugend des individuellen Genies und der Initiative erhoben, die die Welt bis heute plagt.
Die Kybernetik-Konferenzen wurden in den 1960er bis 1970er Jahren zunehmend in internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation, die NATO und die OECD integriert. Mit dieser Integration gewannen die neuen Technokraten bei der Festlegung der Standards des neuen Weltbetriebssystems immer mehr an Einfluss. In der Zwischenzeit wurden die nationalen Regierungen zunehmend von nationalistischen moralischen Führern wie John F. Kennedy, Charles DeGaulle, Enrico Mattei und John Diefenbaker gesäubert, was dazu führte, dass die Systemanalyse und Kybernetik in den regierenden Rahmen des neuen internationalen Tiefen Staates aufgenommen wurde.
Der Kult der Künstlichen Intelligenz wurde vom Glauben an die unvermeidliche Verschmelzung von Mensch und Maschine geleitet. Er wuchs zunehmend mit solch bedeutenden Ereignissen wie der Mensch- Computer-Symbiose-These von J.C.R. Licklider von 1960 und der Anwendung dieser Systeme in Programmen des Verteidigungsministeriums wie Wargames-Kommandosystemen, SAGE (Semi Automatic Ground Environment) und Netzwerken zur Verteidigung unbemannter Düsenflugzeuge. Die Augmented Cognition Computer-Soldaten von DARPA waren ein weiterer Ausdruck dieser perversen Idee, wobei Hunderte von Millionen Dollar für die Schaffung von verbesserten Cyborg-Soldaten ausgegeben wurden.
Im Laufe der Jahre fanden sich die Anhänger dieses neuen Kults bald als Steuermänner im neuen globalen Schiff der Erde wieder und eine neue globale Eliteklasse von Technokraten und Oligarchen entstand. Diese verhielten sich nur ihrer Kaste und ihrer Ideologie gegenüber loyal und strebten danach, den Verstand immer mehr nach dem Vorbild von Ideen-Computermaschinen zu formen. Diese Maschine ist zwar zur Logik, aber nicht zur Liebe oder Kreativität fähig. Je mehr diese kultischen Technokraten wie Yuval Harari, Ray Kurzweil, Bill Gates oder Klaus Schwab wie kalte Computer denken konnten und die Masse der Erde dazu brachten, das Gleiche zu tun, desto mehr konnte die These aufrechterhalten werden, dass
„Computer offensichtlich das menschliche Denken ersetzen müssen”.